Nachwachsende Rohstoffe mit Perspektiven für Beschäftigung und Wertschöpfung
Die Lausitz wird in den nächsten Jahren einen weiteren Strukturwandel durch den Ausstieg aus der Braunkohleförderung und -verstromung erfahren. Damit stellt sich die Aufgabe, Alternativen für Beschäftigung und Wertschöpfung zu schaffen. Zu den in der Bergbauregion vorhandenen Potenzialen gehören die Agrarstandorte, die für die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln, aber auch nachwachsenden Rohstoffen genutzt werden. Die Agrar- und Gartenbaubetriebe in der Region verfügen über Erfahrungen im Pflanzenbau auf armen Standorten mit schlechter Wasserversorgung. Insgesamt ist jedoch der Kenntnisstand zu Sorteneignung, Anbautechnik, Verarbeitung und Wirtschaftlichkeit von Sonderkulturen oder Nachwachsenden Rohstoffen noch unzureichend. Mehr noch fehlt es an schlüssigen Konzepten zur Umsetzung in die Praxis, welche die gesamte Wertschöpfungskette vom Anbau über die Verarbeitung bis zur Vermarktung einbeziehen und dabei die ökologische Gesamtbilanz im Auge behalten.
In diesem Projekt sollen deshalb Feldversuche zum Anbau und der Ertragsbildung der vor diesem Hintergrund vielversprechenden und zukunftsfähigen Kulturen Lavendel, Sorghum-Dualhybriden und Robinienholz auf Ackerflächen durchgeführt, ausgewertet und die Erkenntnisse der landwirtschaftlichen Praxis und interessierten Öffentlichkeit in Form von Handlungsempfehlungen, Workshops und Feldtagen zur Verfügung gestellt werden.
Vielfältig nutzbarer Lavendel
Als Kultur mit hohem Wertschöpfungspotenzial wurde Lavendel identifiziert, der auch unter den Standortbedingungen der Ackerflächen und Kippböden in der Lausitz angebaut werden kann. Im Herbst 2020 und Frühjahr 2021 wurden auf drei etwa 0,5 ha großen Versuchsflächen des FIB jeweils 2 Sorten des Echten Lavendels (Lavandula angustifolia Mill.) und des Hybridlavendels Lavandin (L. x intermedia Emeric ex Loisel) gepflanzt. Lavandin bzw. die per Destillation aus den Blüten gewonnenen ätherischen Öle werden vor allem für industrielle Zwecke verwendet, wie zum Beispiel in der Parfüm- und kosmetischen Industrie. Die Blüten und Öle des Echten Lavendels finden Verwendung in pharmazeutischen Produkten oder auch als Zugabe zu Tees, hochwertigen Salzen, Speiseölen und Duftprodukten. Eine weitere Vermarktungsmöglichkeit besteht in der Herstellung von Geisten oder Likören aus frischen Lavendelblüten. Nach einem erfolgreichen Anwuchs der Pflanzen werden im Projekt in den Jahren 2021 und 2022 Bonituren, erste Ertragserhebungen und Untersuchungen zu den Ölausbeuten und -inhaltsstoffen durchgeführt und Partner für die Verarbeitung und den Vertrieb gesucht.
Sorghum bicolor Dualtyp-Hybriden für einen gesteigerten Biogasertrag
Die ebenso wie der Mais an heißes und trockenes Klima angepassten Sorghumhirsen stellt im Hinblick auf klimatische Veränderungen und eine zunehmend negative Wasserbilanz für Agrarstandorte in der Lausitzer Bergbauregion eine zukunftsfähige Kultur für einen nachhaltigen Energiepflanzenanbau dar. Das Ertragspotenzial trockentoleranter Sorghumsorten und -züchtungen wird im Praxisanbau aufgrund von Unsicherheiten bei der Produktionstechnik oft noch nicht ausgeschöpft. Zudem reicht der Methanertrag wegen des vergleichsweise hohen Anteils an Gerüstsubstanzen nicht an Mais heran, weswegen dieser als Biogassubstrat weiterhin bevorzugt angebaut wird.
Um die gegenüber Maissilagen etwas geringeren Energieausbeuten der Sorghumsilagen zu erhöhen, werden seit einigen Jahren an der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit Saatgutunternehmen verschiedene Züchtungslinien entwickelt, die eine bessere Kombination von Ertragsleistung und Substratqualität versprechen. Diese sogenannten „Sorghum bicolor Dualtyp-Hybriden“ besitzen einen stark erhöhten Kornanteil. Im Projekt sollen mittels Kleinparzellenversuchen auf 3 Standorten (s. Abschnitt zum Lavendel) Erfahrungen zu Anbau und Ertragsleistung dieses neuartigen Sortentyps in der Lausitz gesammelt werden.
Agrarholzanbau mit schnellwachsender Robinie
Bereits seit über dreihundert Jahren gedeiht die nordamerikanische Robinie (Robinia pseudoacacia L.) in Brandenburg, ihrem mitteleuropäischem Anbauschwerpunkt. Der „Baum des Jahres 2020“ ist eine bedeutsame Wirtschaftsbaumart mit vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten und besonders dauerhaftem Kernholz. Die schnellwachsende Robinie gilt aufgrund der regen Wurzelbrutbildung und des starken Stockausschlages als regenerationsfreudig. Hinzu kommt eine außerordentliche Hitze- und Trockenheitstoleranz. Damit ist die Baumart eine Option im Waldbau – aber auch für den Agrarholzanbau auf nicht mehr pappelfähigen und marginalen Sandböden.
Ziel der Untersuchungen auf einer im Jahr 2014 angelegten forstlichen Rekultivierungsfläche im Tagebau Welzow-Süd ist es deshalb, Aussagen zur Anbaueignung verschiedener Robinienklone bzw. -herkünfte in Brandenburg zu treffen. Neben dem jährlichen Biomassezuwachs werden auch die Holzqualität (Geradschaftigkeit, Astigkeit, Wipfelschäftigkeit) und physiologische Reaktionen auf Trocken- und Hitzestress erfasst.
Förderer
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (MLUK)