Bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien spielen Photovoltaikanlagen auf Freiflächen (PV-FFA) eine wichtige Rolle. Langfristig ist von einem weiteren Ausbau der Anlagen auszugehen, zumal Photovoltaik bei sinkenden Modulpreisen und zugleich steigenden Energiepreisen absehbar gute Perspektiven auf dem Energiemarkt besitzt. Deshalb ist es sinnvoll, PV-FFA nicht nur als neue Landnutzungsform, sondern aus Naturschutzsicht auch als möglichen Rückzugsraum oder Trittsteinbiotop für bestimmte ausgewählte Arten zu betrachten. Durch Flächenkonkurrenz und der angestrebten Energiewende wird zukünftig vermehrt auf bislang brach liegende Flächen zurück gegriffen werden. Das gilt besonders für Konversionsflächen, die den Bau auch großflächiger PV-FFA zulassen. Aufgrund ihrer Vorgeschichte und oft längeren, ungestörten Sukzessionszeiten beherbergen diese Flächen oftmals eine Vielfalt seltener Tier- und Pflanzenarten und sind teilweise naturschutzrechtlich geschützt. Für die räumliche Planung sind deshalb Kriterien erforderlich, unter welchen Bedingungen Konversionsflächen für die Nutzung durch PV-FFA ausgewiesen werden können. Dazu müssen auch die PV-FFA in ihrem Wert für den Naturschutz treffend eingeschätzt werden können, wozu das beantragte Projekt einen wichtigen Beitrag leisten soll.
Insgesamt werden 8 PV-FFA untersucht. Bevorzugt werden Anlagen, die bereits länger realisiert sind und über die z. B. anhand vorausgegangener Untersuchungen weitergehende Informationen verfügbar sind. Die ausgewählten Anlagen sollen hinsichtlich der Vornutzung unterschiedliche Bedingungen widerspiegeln (Konversionsflächen, Ackerflächen). Externer Sachverstand soll durch Gespräche mit Entwicklern von Solarmodulen und durch einen Workshop mit Entomologen eingebunden werden.
Die Untersuchungen zu ausgewählten Artengruppen umfassen zwei unterschiedliche Zielrichtungen. Zum einen wird damit die Eignung der PV-FFA als Lebensraum für diese Artengruppen untersucht. Im Ergebnis können der Wert dieses neuen Nutzungstyps besser eingeschätzt und Maßnahmen zur Optimierung der PV-FFA abgeleitet werden. Zum anderen wird nach Anhaltspunkten gesucht, ob überhaupt bzw. in welchem Umfang bestimmte Arten beeinträchtigt werden. Entsprechend den oben genannten Zielsetzungen dienen die Vegetation sowie die Artengruppen Laufkäfer, Spinnen, Heuschrecken, Tagfalter und Reptilien der Einschätzung der Bedeutung des neuen Biotoptyps als Lebensraum. Bei den Untersuchungen werden Gradienten von wichtigen abiotischen Standortparametern berücksichtigt. Mit Hilfe der Artengruppen Libellen und Wasserkäfer sollen Irritationen, die von den PV-FFA ausgehen könnten, erfasst werden. Hier werden nur solche Verhaltensweisen betrachtet, die sich unmittelbar auf die Moduloberflächen beziehen. Mit der exemplarischen Erfassung ausgewählter abiotischer Parameter innerhalb einer PV-FFA sollen die kleinklimatischen Lebensbedingungen der Fauna besser charakterisiert werden.
Die Ergebnisse des Vorhabens sollen für die zukünftige Auswahl von PV-FFA-Standorten im Rahmen der Regional- und Bauleitplanung genutzt werden. Darüber hinaus sollen neue Erkenntnisse über Publikationen in Fachzeitschriften mit sowohl ökologisch/ naturschützerischer als auch planerischer Ausrichtung und ggf. Vorträgen auf Fachtagungen weiter getragen werden. Schließlich sollen die Ergebnisse auch in die zukünftigen Erfahrungsberichte nach § 65 EEG einfließen.
Das Projekt wird gemeinsam mit der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung Kiel und der GFN Umweltplanung München durchgeführt. Weitere Experten zur Bestimmung der Spinnen (Herr Ingolf Rödel, Natur und Text in Brandenburg GmbH) sind ebenfalls eingebunden. Das Projekt wird durch Vattenfall Europe Mining
mitfinanziert – auf Bergbaufolgeflächen entstehen derzeit auch große PV-FFA. Die Firma Q-Cells (Thalheim) hat defekte Module für spezielle Untersuchungen bereit gestellt und sich zur Vermessung von Reflexionsspektren und der Polarisation exemplarischer Modultypen bereit erklärt.
Auftraggeber
Bundesamt für Naturschutz
Vattenfall Europe Mining
Projektpartner
Das Projekt wird gemeinsam mit der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung Kiel und der GFN Umweltplanung München durchgeführt. Weitere Experten zur Bestimmung der Spinnen (Herr Ingolf Rödel, Natur und Text in Brandenburg GmbH) sind ebenfalls eingebunden