Langzeitmonitoring zum Befall von Kippenwäldern durch Heterobasidion annosum (Fr.) Bref. (Wurzelschwamm)

Laufzeit 01.01.2008 - 31.01.2016
Projektleitung Knoche, Dirk
Bearbeitung Ertle, Christoph,
Themengebiet Wälder ,
Schlagwörter Kiefer, Wurzelschwamm,

Seit einiger Zeit treten in 20- bis 40-jährigen Kiefernbeständen auf Kippenstandorten des Braunkohlenbergbaus gravierende Absterbeerscheinungen auf. Als Schadensursache ist der Befall durch den Weißfäulepilz „Wurzelschwamm“ nachweisbar. Im Gegensatz zu natürlichen Waldstandorten ist der Schaderreger in den jungen Ökosystemen der Bergbaufolgelandschaft zunächst nicht präsent. Die Erstinfektion erfolgt durch Basidiosporen des Pilzes, welche Schnittflächen frischer Durchforstungsstubben besiedeln. Einmal etabliert, befällt das Pilzmycel über Wurzelkontakte benachbarte Bäume (Sekundärinfektion). Diese sterben nach kurzer Zeit ab, nur wenige Individuen widerstehen dem Angriff des Erregers. Innerhalb weniger Jahre hat sich so die Schadensfläche vervielfacht, örtlich sind bereits 5 % der Kiefern abgestorben. Offensichtlich ist auf den humusarmen Neulandböden die Aktivität konkurrierender bzw. antagonistischer Pilze („Gegenspieler“) unzureichend. Hohe pH-Werte im Oberboden (pHH2O >5,5) begünstigen zudem den Schadensfortschritt. Die notwendige Aufkalkung schwefelsaurer Kippsubstrate wirkt befallsverschärfend.
Ein bislang ungebremster Wurzelschwammbefall stellt die Standorteignung der Gemeinen Kiefer als wichtigster Rekultivierungsbaumart in Frage und gefährdet die aufwändigen Sanierungsmaßnahmen des Bergbaus. Nicht nur aus Sicht der Forstbetriebe besteht somit dringender Handlungsbedarf.

Um auf diese schwierige Situation angemessen zu reagieren, bedarf es sicherer Schadensprognosen. Voraussetzung ist ein flächenrepräsentatives Langzeitmonitoring, anhand dessen sich der Wurzelschwammbefall frühzeitig erkennen und der weitere Krankheitsverlauf in Abhängigkeit der Standortverhältnisse sowie Bestockungssituation dokumentieren lässt. Ausgehend von 55 boden- und wachstumskundlich inventarisierten Absterbelücken (Dauerbeobachtungspunkte) erfolgt eine fortlaufende Begutachtung der jährlichen Schadensdynamik. So sollen auch Empfehlungen zur Anpassung der Bestandesbehandlung in gefährdeten Kiefernbeständen abgeleitet werden.

Im Mittelpunkt der Schadenskontrolle stehen jedoch vorbeugende Forstschutzmaßnahmen in noch weitgehend symptomfreien Beständen. Hierbei erfolgt die Wirksamkeitsprüfung eines antagonistischen Biopräparates (Pilzmyzelsuspension) des heimischen Riesenrindenpilzes (Phlebiopsis gigantea (Fr.) Jülich). Eine Beeinträchtigung der Biodiversität durch gebietsfremde Plizstämme ist somit auszuschließen. Das am Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) hergestellte Isolat wird manuell oder mit der Schnittgarnitur eines umgerüsteten Harvesters während des Fällschnittes appliziert. Der Gegenspieler des Wurzelschwamms besetzt den Durchforstungsstubben und unterbindet zu etwa 90 % aller Fälle die Schadinfektion.
Parallel zur zwischenzeitlichen Praxiseinführung der LFE-Mycelsuspension wird gegenwärtig die weitere Bekämpfung des Schaderregers optimiert. Hierzu dienen folgende Maßnahmen:

  • Durchführung weiterer Applikationsversuche (manuell und maschinell) in stark befallsdisponierten Kiefernbeständen
  • Optimierung der harvestergestützten Mittelapplikation, z.B. Minimierung von Sprühverlusten) und Ableitung von betriebswirtschaftlichen Empfehlungen
  • Schaffung der organisatorischen und logistischen Voraussetzungen für eine bedarfsgerechte Produktion, Verteilung, sachgemäße Zwischenlagerung und Ausbringung des Präparates
  • Verbesserung des Biopräparates, Isolierung weiterer geeigneter Pilzstämme, Untersuchungen zur Wirksamkeit und effektiven Lagerung der Mycelsuspension etc.v
  • Sensibilisierung aller Waldbesitzarten (Waldschutz-Merkblatt) und Schulung von Revierleitern, Maschinenführern sowie Waldarbeitern in der Mittelanwendung

Förderer

MIL Brandenburg

icons_linie-footer dreieck icons