Das Bundesland Brandenburg verfügt mit 8.700 ha über die weitaus größte Robinienfläche Deutschlands. Es ist anzunehmen, dass diese vergleichsweise trockenresistente Baumart dort angesichts der prognostizierten Klimaänderungen an waldbaulicher Bedeutung gewinnt. Jedoch wird das hohe Wuchspotenzial durch eine konventionelle Bewirtschaftung mit 80- bis 100-jähriger Umtriebszeit kaum ausgeschöpft. So erreicht der laufende jährliche Zuwachs in Brandenburg aufgrund der Überalterung vieler Bestände nur etwa 50 % des standörtlich möglichen Niveaus.
Aufgrund der hervorragenden holzphysikalischen Eigenschaften besteht zwar eine lebhafte Nachfrage an Nischensortimenten, unter anderem für konstruktive Zwecke im Außenbereich; heliotropes Wachstum und ungeeignete Genotypen führen jedoch zu einer hohen Anzahl krummer Stammformen. Der weit überwiegende Einschnitt wird derzeit durch Importe, insbesondere aus Ungarn gedeckt. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Herkunftswahl entscheidend den Biomassezuwachs, die Holzqualität aber auch Energieausbeute beeinflusst. Im Gegensatz zu Pappel oder Weide steht die züchterische Bearbeitung dieser Baumart noch am Anfang: Herkunft und genetische Struktur der heimischen Bestände sind weitgehend unbekannt und bedürfen dringend ihrer Aufklärung.
Das Projektziel besteht darin, alternative Bewirtschaftungs- bzw. Verjüngungsverfahren zu erproben, welche die Wuchsdynamik der Baumart und ihr hohes Stockausschlagvermögen angemessen berücksichtigen. Dabei steht die Energieholzproduktion durch Kurzumtrieb im Mittelpunkt. Hierzu wurden mit Jahresbeginn 2009 neun repräsentative Robinien-Reinbestände des Landeswaldes (Altersspanne 19 bis 68 Jahre, Standorteinheiten Z2 bis M2) in eine niederwaldartige Bewirtschaftung überführt. Daneben steht die Erzeugung von Sondersortimenten für eine hochwertige stoffliche Verwertung, quasi als Form des historischen Mittelwaldes.
- „Niederwald“ (1-jähriger Umtrieb)
- „Niederwald“ (2-jähriger Umtrieb) jeweils mit ausschließlicher Energieholzproduktion
- „Mittelwald“; zweischichtig, Energieholzproduktion in 3- bis 4-jährigem Umtrieb sowie Überhalt von hochwertigen Robinien mit etwa 50-jähriger Umtriebszeit
- „Hochwald“ mit dauerhaft markierten Plusbäumen zur späteren Saatgutgewinnung, Umtriebszeit 60 bis 80 Jahre (Referenz)
In wiederholter Rotation sollen die Auswirkungen von Standort-, Bestockungs- und Witterungseinflüssen auf den Holzzuwachs evaluiert und so das nachhaltige Ertragsvermögen ermittelt werden. Es gilt verlässliche Zuwachszahlen, ertragsbestimmende Erklärungsvariablen sowie die aus betriebswirtschaftlicher Sicht optimalen Nutzungsstrategien abzuleiten. Hierauf basierend sollen Bewirtschaftungsempfehlungen sowie ein Kriterienkatalog zur Auswahl von Kurzumtriebsbeständen erstellt werden. Zugleich gilt es Plusbäume für den Aufbau von Samenplantagen auszuwählen, zu genotypisieren und für die Feldprüfung vegetativ zu vermehren.
Förderer
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR)